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Sarah-Madeline Buschmann: "Immobilien neu denken und neu machen"

Sarah Madeline-Buschmann hat sich in der Immobilienbranche einen Namen gemacht. Hier spricht sie über ihren Weg vom Dorf in die Welt der Wohnungswirtschaft.

Sarah Madeline-Buschmann stammt aus dem niedersächsischen Dorf Haselhorn bei Minden. In der Immobilienbranche hat die 30-Jährige für Furore gesorgt und wurde unter anderem mit dem Immobilienmanager-Award 2022 als Studentin des Jahres ausgezeichnet. An der EBZ Business School gehörte sie im Jahr 2021 zu den Jahrgangsbesten.

Heute arbeitet Sarah-Madeline Buschmann als Projektleiterin Projektentwicklung bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft hanova in Hannover.

Wie haben Sie in die Immobilien-Branche gefunden?

Buschmann: Nicht zu wissen, wohin man möchte… Wem ging es nicht auch so – oder? Auch Berufsberatungen kurz vor dem Abitur entfachten kein Feuer. Alles änderte sich durch die Erzählungen meiner Oma Martha. Die Entstehungsgeschichte unseres Hofnamens „Neitbauers“ (plattdeutsche Wortkreation für „neu bauen“), ihr Wissen über jeden Hof und jedes Haus im Dorf und die Idee des Schaffens und Gestaltens faszinierte mich so sehr, dass der erste Schritt gemacht war: Hey, Immobilienwirtschaft. Hey, Ausbildung zur Immobilienkauffrau.

Was zeichnet denn die Branche aus?

Buschmann: Die Immobilienbranche hat einen unfassbar großen Einfluss im gesamtwirtschaftlichen Kontext. Somit liegen hier auch ein sehr großer Hebel und viel Verantwortung. Die zentrale Aufgabe ist es hierbei, die soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit gleichgewichtet zu betrachten. Damit diese Gleichung aufgeht, braucht es Ergebnisoffenheit, Innovation und Mut. Aber natürlich auch Wissen und Kompetenz. Darum habe ich ein immobilienwirtschaftliches Studium begonnen.

Wie kamen Sie zur EBZ Business School?

Buschmann: Als ich als Projektentwicklerin bei der hanova in Hannover startete, war für mich klar, dass ich meinen Master machen möchte. Ich wollte mich dabei aber nicht zwischen Beruf und Studium entscheiden. Es musste also beides gehen. Die EBZ Business School hat eine sehr gute Reputation und ein sehr gutes Angebot für berufsbegleitendes Studieren. Das ermöglichte mir, in der Woche vollwertige Arbeitnehmerin zu sein und am Wochenende Studentin.

Was zeichnet das Studium an der EBZ Business School über das Fachliche hinaus aus?

Buschmann: Insbesondere Disziplin. Wer berufsbegleitend studiert, muss permanent abwägen, ob das Bauprojekt auf der Arbeit oder die anstehende Klausur im Fokus steht. Es ist ein ständiges Balancieren von Prioritäten, es müssen Entscheidungen getroffen werden und die Konsequenzen sind gegenwärtig. Das schult nicht nur die eigene Resilienz gegenüber Stress, sondern stärkt zudem das Selbstvertrauen.

Wo sehen Sie noch Vorteile beim berufsbegleitenden Studium?

Buschmann: Das lässt sich ganz gut als „Wechselwirkung“ beschreiben. So ist es durch die volle Berufstätigkeit bereits während des Studiums möglich, im Unternehmen immer mehr Verantwortung zu übernehmen, größere Projekte zu leiten und weiterzukommen. Gleichzeitig wird man in der Hochschule ausgebildet und hat am Ende „nebenbei“ zusätzlich zur Praxiserfahrung einen akademischen Titel. Das ist eine Win-Win-Situation. Die zwischenzeitlichen Krisen sind dann vergessen – versprochen.

Sie sind vom Dorf über die Kleinstadt in die Großstadt Hannover gezogen. Wie hat sich mit der Größe der Stadt die Tätigkeit verändert?

Buschmann: Die größte Veränderung war für mich die sprachliche: Von Plattdeutsch zum (so wird gesagt) reinsten Hochdeutsch in ganz Deutschland. Aber natürlich gibt es auch wesentliche inhaltliche Veränderungen: Vom familiengeführten Maklerbüro in die Projektentwicklung eines Konzerns. Plötzlich sind die Dimensionen der Aufgabenstellung ganz andere und es geht um Budgets im mehrstelligen Millionenbereich. Jede Station hat dabei aber ihre ganz eigenen interessanten und spannenden Tätigkeitsfelder – von der Verpachtung landwirtschaftlicher Flächen bis zum Neubau eines Quartiers.

Sind die Herausforderungen in der Stadt anders als im ländlichen Raum?

Buschmann: Nein, das kann man so nicht sagen. Die großen Fragestellungen sind ähnlich. In den Städten wird fast überall versucht, die Innenstädte zu beleben und ein innerstädtisches Konzept bzw. einen Mix zu finden, der auch künftig die Stadt attraktiv macht und Menschen anzieht. Diese Herausforderung lässt sich ebenso auf die Dörfer übertragen, wo sich Dorfkerne langsam auflösen und letztlich auch die letzte Traditionsbäckerei schließt. Hier braucht es gleichermaßen zukunftsfähige Ansätze, um das alltägliche Leben im Mittelpunkt der Dörfer zu aktivieren. Die Aufgaben sind demnach ähnlich, wenngleich die Dimensionen andere sind.

Hilft Ihnen die Herkunft vom Dorf bei Verhandlungen mit Männern, die ja die Immobilienwirtschaft immer noch dominieren?

Buschmann: Ich bin grundsätzlich kein Fan davon, so etwas nach Geschlecht zu differenzieren. Wenn sich jeder auf seine eigenen Fähigkeiten und insbesondere die des Gegenübers konzentriert, ist ein großer Schritt gemacht. Dennoch denke ich, dass durch meine ländliche Herkunft und das Aufwachsen auf dem Hof vielleicht weniger Barrieren bestehen. Zumindest nach meinem eigenen Gefühl. Damals als Kinder waren wir nicht zimperlich. Auch Trecker fahren und Holz schneiden mit der Motorsäge gehörten für mich in der Jugend dazu. Dieses Selbstverständnis der Geschlechterparität kann in reinen Männerrunden von Vorteil sein.

Sie haben ihre Masterarbeit zum Thema „Serielles Bauen“ geschrieben. Das klingt erst mal nach Einheitsbrei. Was setzen Sie dem entgegen?

Buschmann: Die aktuellen Megatrends wie Digitalisierung und ESG wären früher undenkbar gewesen, sind heute aber unsere Realität. Das heißt: Wir müssen heute die Bereitschaft haben, Immobilien nicht nur neu zu denken, sondern auch neu zu machen, um nachhaltig und zukunftsweisend zu sein. Serielles und modulares Bauen gehört dazu. Aktuell reagiert die Wohnungswirtschaft in der Masse noch zurückhaltend. Doch gerade hier braucht es die Pilotprojekte und Pioniere, die es einfach mal machen und Mut zur Umsetzung haben. Die wesentlichen Vorteile dieses seriellen Ansatzes werden erst über die Häufigkeit erreicht. So auch beim seriellen Sanieren, welches die Immobilienwirtschaft zunehmend beschäftigt. Ähnlich verhält es sich mit Tiny Houses, die häufig seriell geplant und als Module komplett vorgefertigt aufgestellt werden. Als Projektleiterin hatte ich im letzten Jahr die Möglichkeit, ein solches Pilotprojekt als Nachverdichtung im grünen Hinterhof Hannovers umzusetzen. Ein Projekt, bei dem viele Hürden genommen werden mussten. Letztendlich zeigten die unfassbar hohe Nachfrage und das bundesweite Interesse an dem Projekt, dass sich Mut häufig auch auszahlt.

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