Die Immobilienhochschule
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Talkrunde beim Projektentwicklertag Nord in der Factory Hammerbrooklyn. Bildquelle: EBZ Business School / Henning Angerer

Projektentwicklertag Nord 2022: Branche zwischen Klima-Herausforderungen und Fachkräftemangel

„Ist die Branche nachhaltig genug für die Zukunft?“ Dieser Frage ging der erstmals durchgeführte Projektentwicklertag Nord in Hamburg in am 14. Juni 2022 nach. Die Veranstaltung kam so gut an, dass direkt der Wunsch nach Wiederholung ausgesprochen wurde.

Energie- und Klimawende, Corona-Pandemie, steigende Baukosten, Förderkulissen in starker Veränderung, Inflation und Zinsanstieg, nun der Ukraine-Krieg mit seinen unabsehbaren Folgen. Die Immobilienbranche erlebt einen raschen Wandel der Rahmenbedingungen unternehmerischen Handelns – und darüber hinaus einen eklatanten, sich verschärfenden Fachkräftemangel. Diese Themen bildeten die Eckpunkte des „Projektentwicklertag Nord“ der EBZ Business School (FH) in der Factory Hammerbrooklyn in Hamburg am 14. Juni 2022. Er ging anhand von hochkarätigen Vorträgen mit Beispielen aus der Projektentwickler-Praxis und einer spannenden Talkrunde mit Young Professionals einer zentralen Frage nach: „Ist die Branche nachhaltig genug für die Zukunft?“ EBZ Business School und BFW Nord nutzten den Anlass, um ein gemeinsames Stipendienprogramm für Studierende im Masterstudiengang „Projektentwicklung“ ins Leben zu rufen.

Rund 75 Teilnehmer und Teilnehmerinnen, dazu viele EBZ-Vertreter und -Vertreterinnen – darunter sogar Studierende des M. Sc. Projektentwicklung, die extra aus Bochum angereist waren – fanden sich in der beeindruckenden Location Hammerbrooklyn ein. Die Begrüßung der Tagungsteilnehmer nahmen Prof. Dipl.-Ing. Andreas Krys (Studiengangsleiter M. Sc. Projektentwicklung, EBZ Business School), Dr. Verena Herfort (Geschäftsführerin BFW Landesverband Nord e.V.) und Roland Keich (Akademischer Campusleiter Hamburg, EBZ Business School) vor.

Roland Keich lobte die Entscheidung, den renommierten Projektentwicklertag erstmals in Hamburg stattfinden zu lassen. Dies sei der richtige Impuls, um den in Bochum sehr gut laufenden Studiengang M. Sc. Projektentwicklung, der im Wintersemester auch in Hamburg starten wird, mit der tollen Hamburger Immobilienszene zusammenzubringen. Sein Dank ging an Martin Wolfrat von der Art-Invest-Real Estate Management GmbH & Co. KG, der es ermöglicht hatte, den Projektentwicklertag an dieser großartigen Tagungslocation stattfinden zu lassen. Ein großes Dankeschön ging auch an Prof. Krys und Miriam Beul (Texte + Talks Netzwerkagentur), die als Moderatorin souverän durch die Veranstaltung führte. Beide hätten, so Keich, ein hochinteressantes Programm erarbeitet.

Nachhaltigkeit als A und O der Projektentwicklung – große Projekte – hochkomplexe Arbeit

Nikolas Jorzick, Geschäftsführender Gesellschafter der Hamburg Team Gruppe, eröffnete den Vortragsblock und widmete sich dem Thema Nachhaltigkeit. Er führte am Beispiel seines Unternehmens aus, wie sie auf allen Ebenen umgesetzt werden kann – Stichwort ESG. Um ein zukunftsweisendes Geschäftsmodell zu erhalten und junge Fachkräfte für das Unternehmen zu begeistern, ist nicht nur Nachhaltigkeit auf Projekteebene, sondern auch auf Unternehmensebene ein bedeutendes Thema. Nikolas Jorzick machte auch deutlich, dass dabei Greenwashing zu vermeiden ist und hier sehr genau drauf zu sehen ist, dass Nachhaltigkeit kein Marketing, sondern der Geschäftsinhalt ist. Hamburg Team richtet sich als Familienunternehmen daher konsequent nach ESG-Kriterien und mit Blick auf die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen aus.

Als Beispiel für innovative Projektentwicklung auf der Produktebene stellte er das beachtlich dimensionierte Löwitz Quartier in Leipzig vor. Bemerkenswert ist dort unter anderem die attraktive Nutzungsmischung mit Bereichen für Büros, Wohnen, einem Hotel, für Gastronomie, Kultur, Einzelhandel, Kita – und einem Gymnasium. Dieser Umstand regte eine interessante Diskussion an. Nikolas Jorzick ist der Überzeugung, dass ein wichtiger Baustein für die Quartiersentwicklung „Bildung“ ist. Mit diesem Ansatz werde eine Nutzung, die früher aufgrund hoher Mieten aus den Innenstadtbereichen verbannt wurde, genau dort im Zusammenhang mit dem Quartier eine Renaissance erleben. Bemerkenswert am Löwitz Quartier ist außerdem die neuartige Grünflächenanlage, die in Form von Pocket Parks realisiert wurde: Pocket Parks sind Miniaturparks etwa in Baulücken, Nischen und Fußgängerpassagen zwischen eng stehenden Häusern. Sie tragen zur Naherholung bei und dienen als Wärmeschutz, da sie Hitze absorbieren.

Die Architektin und Immobilienökonomin (IREBS) Ulrike Klein ist als Projektentwicklerin bei der HIH Real Estate GmbH tätig. Ihr Vortrag befasste sich mit dem Entstehen des Zalando Headquarters BHQ Z (Berlin Headquarter Zalando) in Berlin-Friedrichshain, das als dritter Teil die bereits bestehenden zwei Headquarters X und O des Zalando Campus in Berlin komplettiert. Dabei schilderte sie eindringlich, wie die Arbeit an einem derart hochkomplexen Projekt aussieht. Das siebengeschossige BHQ Z in Berlin Media-Spree hat eine Gesamtmietfläche von 12.900 m2 und besticht durch eine außergewöhnliche und moderne Architektur sowie durch hohe Nachhaltigkeitsstandards (Nachhaltigkeitszertifikat DGNB Gold). Das BHQ Z bietet für die Mitarbeiter von Zalando neben zeitgemäßen Büroflächen mit 260 Büroarbeitsplätzen eine Dachterrasse, Fitnessräume, Gebetsräume, Elternzimmer, offene Arbeitsbereiche und Ruhezonen. Das BHQ Z ist im Erdgeschoss öffentlich zugänglich und bietet Raum für 1500 Besucher, die diversen Events auf Ausstellungsflächen oder Showrooms beiwohnen können. Das Büroprojekt ist ein spannendes Beispiel für NewWork, Energieeffizienz und moderne Campus-Ideen von größeren Firmen.

Die Art-Invest-Real Estate Management ist als Projekt- und Immobilienentwickler in ganz Deutschland und in Österreich aktiv. In Hamburg werden derzeit Projekte mit mehr als 100.000 m2 Fläche betreut. Martin Wolfrat, Head of Hamburg, ging sehr eindrucksvoll und bildreich auf die Arbeit vor Ort ein. So stellte er das Projekt Alter Wall vor, wo ein lebendiger, attraktiver Nutzungsmix aus Büro-, Hotel-, Einzelhandels- und Wohnflächen entsteht. Ein zweites Beispiel war der Tagungsort selbst: Hammerbrooklyn. Die schöne Location mitten in der City wirkt wie eine hochmoderne Universität; ein offener Ort für digitale Transformation. Hier finden Events statt, es gibt ein Auditorium, Büros, Co-Creation, Co-Working, Digitale Werkstätten und natürlich eine Gastronomie. Die Factory Hammerbrooklyn ist ein sehr gutes Beispiel für Recycling: Der Bau war ursprünglich der EXPO-Pavillon der USA 2015 und wurde von Mailand nach Hamburg an den Stadtdeich mit großartigem Ausblick auf den Oberhafen und die Hafencity geholt. Außerdem wird Hammerbrooklyn als Quartier stetig weiterentwickelt: Voraussichtlich Ende 2026 werden der Treetop Tower und ein Jahr später der Big Market fertiggestellt sein. Das Quartier wird damit städtebaulich am Rande der Hafencity in der Kombination von Charme des alten Hafens mit modernen nachhaltigen Gebäuden weiterentwickelt.

Young Professionals stellen die richtigen Fragen

Einige Überraschungen hielt die Talkrunde mit den Young Professionals Sunniva Stüven (M.Sc. (EBS) / B.A. (EBZ), Junior Investment Managerin, Union Investment Real Estate GmbH), Nico Kramp (MBA, Co-Founder & CSO assetbird GmbH) und Christopher M. Stefes (M.Sc. Projektentwicklung (EBZ), Prokurist Robert C. Spies GmbH & Co, KG) bereit. Ihnen war zunächst das Imageproblem der Branche und die passende (persönliche) Antwort darauf ein Anliegen. Sie schilderten ihre Erfahrungen, dass sie bei der Erwähnung, sie würden in der Immobilienbranche arbeiten, sofort negatives Feedback erhalten. Ist das für sie Frustmoment oder Ansporn? Was für einen substanziellen Gehalt hat ihre Arbeit? Denn Geld ist zwar wichtig, aber nicht unbedingt sinnstiftend. Wie kann man junge Menschen ansprechen und für die aufwendige Arbeit als Projektentwickler bzw. Projektentwicklerin gewinnen? In diesem Zusammenhang waren auch die eigenen Erfahrungen der Diskutanten hörenswert; ihr Weg in die Immobilienwelt, inwiefern sie auf einen Mentor, eine Mentorin oder eine spezielle Förderung bauen konnten. Hochinteressant für die EBZ Business School (FH) schließlich war die Frage, inwieweit Studieninhalte und Lehrpläne das abbilden, was für eine Branche vor der Klimawende-Herausforderung wirklich wichtig ist.

Neu: Stipendienprogramm „BFW NordSupport“

Am Ende des Projektentwicklertags gaben die EBZ Business School und der Landesverband Nord des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) bekannt, ein Stipendienprogramm zu initiieren. Das „BFW NordSupport – Stipendienprogramm“ ist für Studierende des M.Sc. „Projektentwicklung“ in Hamburg gedacht. Dort startet der Studiengang im Wintersemester 2022/23. Mit dem Stipendienprogramm erhält eine Studentin oder ein Student für die Dauer des zweieinhalbjährigen Studiums eine finanzielle Unterstützung sowie Zugang zu den Veranstaltungen des BFW Landesverbands Nord und wird Mitglied des jungen Netzwerks des BFW Nord, auch ohne Verbandsmitgliedschaft.

Mehr Informationen erscheinen in Kürze auf der Webseite der EBZ Business School:

https://www.ebz-business-school.de/studienberatung/stipendien-und-studienfinanzierung/stipendienprogramme.html oder können bei der Studienberatung angefragt werden: studienberatung@ebz-bs.de

Projektentwickltertag Nord 2022 – Fortführung erwünscht

Aus dem Projektentwicklertag Nord konnte jeder und jede vielfältige Impulse aus dem Programm und dem Networking mitnehmen. Mit großem Applaus und der einhelligen Meinung, 2023 sollte wieder ein EBZ Projektentwicklertag Nord stattfinden, endete die rundum gelungene Veranstaltung. Der begonnene Dialog zwischen den Generationen an Professionals, Studierenden, Unternehmen und Hochschule sollte fortgeführt werden. Roland Keich bot am Ende den Unternehmen und Gästen an, gern auf das Campusteam Hamburg mit Ideen der Vernetzung, für Studierendenarbeiten oder was immer interessiert, zuzukommen. Die EBZ Business School freut sich auf den Startschuss von Stipendienprogramm, Master Projektentwicklung und neuen Formaten des Dialogs. Großen Dank galt beim abschließenden Applaus auch Art-Invest für die Bereitstellung des inspirierenden Veranstaltungsortes.