Die Immobilienhochschule
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Projektentwicklertag der EBZ Business School (FH): Nico Hirschfelder erhielt Förderpreis

Unter Corona-Vorzeichen fand der digitale Projektentwicklertag der EBZ Business School (FH) am 16.09.2020 statt. Unter dem Titel „Beyond Corona. Wie wandelt der Virus unsere Welt?“ waren spannende Impulsvorträge und Diskussionen zu erleben.

Die Corona-Krise hält uns in ihrem Bann, allerdings eröffnet auch diese Krise, wie jede Krise, Chancen für positive Veränderungen. Der digitale Projektentwicklertag am 16.09.2020 unter dem Titel „Beyond Corona. Wie wandelt der Virus unsere Welt?“ bildete den Rahmen, in dem Spitzenvertreter der Branche zu dieser Frage reflektierten. Rund 40 Teilnehmende erlebten einen spannenden und abwechslungsreichen virtuellen PE-Tag, veranstaltet von der EBZ Business School (FH).

Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Daniel Kaltofen, Rektor der EBZ Business School, und den EBZ-Vorstandsvorsitzenden Klaus Leuchtmann begann der Vortragsteil mit ausgewählten Referenten. Der Bogen der dabei eingenommenen Perspektiven war weit gespannt. Das wiederum erlaubte interessante Einblicke in die Facetten und Ansätze der Branche, die weit über das Schlaglicht einer tagesaktuellen Corona-Diskussion hinausgingen.

Drei Impulsvorträgen folgten zwei Schilderungen, wie große Unternehmen der Projektentwicklung auf die Corona-Krise reagierten. Die anschließende Diskussion stellte Sichtweisen dar, wie die Corona-Problematik in die Immobilienbranche hineinwirken wird. Klar wurde aber auch, dass jenseits von Corona alte und neue Herausforderungen warten.

„Habe den Studiengang an der EBZ Business School sehr genossen“

Der Projektentwicklertag der EBZ Business School war wie stets Anlass für die traditionelle Verleihung des Nachwuchspreises Projektentwicklung. Prof. Dipl.-Ing. Architekt Björn Nolte, Professor für Architektur und Stadtentwicklung an der EBZ Business School, hielt die Laudatio auf den diesjährigen Preisträger: Nico Hirschfelder. Der junge Mann hatte nicht nur mit ausgezeichneten Leistungen als bester Studierender auf sich aufmerksam gemacht, sondern hatte durch seine Tätigkeiten im Senat der Immobilienhochschule sowie als Kurssprecher ein hohes Engagement gezeigt.

Bei seinen Dankesworten blickte Nico Hirschfelder auf seine Zeit in Bochum zurück: „Beim Master-Studiengang Projektentwicklung sind die wirtschaftlichen und baulichen Tätigkeiten sehr gut verknüpft. Was außerdem sehr gut am EBZ ist, und was nicht jede Uni bietet, sind die Dozenten, die alle aus der Praxis kommen. Das war einer der Hauptgründe, warum ich mich für das Studium an der EBZ entschieden habe, und das hat sich auch absolut bewährt. Einer der wichtigsten Punkte sind die Kontakte, die man dabei knüpfen kann. Man kann mit erfahrenen Geschäftsführern aus der Branche zusammenzukommen und diese Kontakte auch beibehalten. Das ist einer der wichtigsten Punkte, die für ein Studium am EBZ sprechen. Ich habe den Studiengang am EBZ sehr genossen. Am Ende freue ich mich um so mehr, dass meine Leistung und vor allem das Engagement mit dem Preis honoriert wird, dafür bedanke ich mich sehr.“

 

Impulsvorträge: New Work, Bankenpartner und nachhaltiges Planen und Bauen

Im ersten Impulsvortrag widmete sich Dipl.-Ing. Architektin Jenny Gesterkamp, Geschäftsführerin der List Develop Commercial GmbH und Co. KG aus Essenunter der Überschrift „Brandbeschleuniger Corona – Wissensilos adé?“ der Frage, ob man der Coronasituation nicht auch etwas Positives abgewinnen könne. Die Projektsteuererin beschrieb, dass man sich in ihrem Unternehmen mit über 400 Mitarbeitern in zwölf eigenständigen Gesellschaften in Deutschland schon vor Corona ins Homeoffice begeben konnte und ansatzweise nach agilen Methoden gearbeitet habe. Als die Corona-Pandemie mit dem Lockdown da war, „mussten wir direkt in den virtuellen Raum springen“, so Jenny Gesterkamp. „Aber das ist uns sehr gut gelungen.“ Sie schilderte einzelne Maßnahmen wie das Arbeiten am Kanban-Board, stark strukturierten und Agenda-basierten virtuellen Projektbesprechungen sowie kurze tägliche und wöchentliche digitale Teamtreffen, die zu mehr Offenheit und Transparenz geführt hätten. JennyGesterkamps Fazit: „Uns hat Corona alle näher zusammengebracht, und dies hat neue Chancen der Zusammenarbeit eröffnet.“

Im zweiten Impulsvortrag ging es um „Neue Ertragsquellen gesucht: Das Engagement von Banken in der Projektentwicklung“. Referent Timm Brennecke ist Leiter der Projektentwicklung der Immobilien-Solutions Münster GmbH, einer Tochter der PSD Bank Westfalen-Lippe eG. Er ging zunächst der Frage nach, warum immer mehr Banken im Feld der Projektentwicklung neuerdings als Partner auftreten. Er zeichnete dazu den Weg seit der Finanzkrise 2007 nach. Es sei zu einer starken Bankenregulierung gekommen, die Eigenkapitalquote sei stetig ausgebaut worden, langfristig seien sinkende Erträge verzeichnet worden, die Renditen hätten sich Richtung Nulllinie entwickelt. Kurzum: Das Bankengeschäft sei sehr stark im Wandel. Um hier das Portfolio zu diversifizieren, sei es nötig gewesen, sich neue Geschäftsfelder zu erschließen – auch durch Tätigwerden im Feld der Projektentwicklung. Beispiele seien hier neben der PSD Bank die Hamburgische Sparkasse und die Volksbank Braunschweig Wolfsburg.

Die Vorteile eines Bankenpartners zeigten sich gegenwärtig. Gerade in Coronazeiten, so Timm Brennecke, wird die Finanzierung häufig zum Flaschenhals bei Immobilienprojekten. Brennecke: „Liquidität ist vorhanden, nur nicht bei den Richtigen!“ Der alte Grundsatz Grundstück – Idee – Kapital gelte aus Entwickler- und Investorensicht nicht mehr unbedingt. Für diese sei gegenwärtig die Hotelfinanzierung ein absolutes No-go, und auch die Bürofinanzierung werde sehr ambivalent diskutiert. Deshalb werden Banken zunehmend als Partner bei der Finanzierung geschätzt, weil sie durchaus bereit sind, andere Perspektiven einzunehmen.

Im dritten Impulsvortrag öffnete Dipl.-Ing. Architekt Matthias Kraemer, Vorstandsvorsitzender der SSP AG, Bochum/Karlsruhe den Fokus über die Corona-Krise hinaus. Mit einer treffenden Karikatur zeigte er, dass nach Corona eine Rezession drohe, gefolgt von der ganzen Wucht der Klimaproblematik. Nachhaltiges Bauen sei die Antwort auf die Herausforderungen. Weltweit ist das Bauen mit ca. 40 Prozent beteiligt am CO2-Ausstoß, allein die Betonherstellung schlägt mit 8 Prozent zu Buche. Deutschland ist mit 2 Prozent am weltweiten CO2-Ausstoß beteiligt.

Damit die zu befürchteten Probleme nicht eintreten, müssen gewaltige Anstrengungen unternommen, die drei Nachhaltigkeitsprinzipien

  • Effizienz (weniger Energie verbrauchen),
  • Suffizienz (Kraemer: „Das ist etwas, was uns Architekten in den letzten Jahren weniger ausgezeichnet hat: Wie kann man es einfacher und besser machen, weniger verschiedene Details, weniger zerklüftete Gebäude usw.“)
  • Konsistenz (Recycling z.B. von Gebäudeteilen)

sowie die Klimaanpassungsmaßnahmen gleichzeitig für Gebäude, Quartier und Stadt umgesetzt werden.

„Nachhaltigkeitsprinzipien als messbare Punkte müssen von Beginn an in der Planung verankert werden“, so Kraemer. Wenn vor einigen Jahren Glashochhäuser mit „DGNB Platin“, einer Gebäudeauszeichnung für Nachhaltigkeit und Energieeffizienz, ausgezeichnet wurden, dann stößt das bei Matthias Kraemer auf Unverständnis. „Hochhäuser an sich sind nicht nachhaltig, und Glashochhäuser sind gleich zweifach nicht nachhaltig, weil es unglaublich viel Technik braucht, um diese Glashochhäuser wieder herunter zu kühlen.“

Interdisziplinäres Arbeiten sei hier wichtig. Man sollte z.B. auch Wissenschaftler hinzuziehen, wenn es daran geht, eine Wasserbegrünung anzulegen, die mehr als nur Schmuck ist. Kraemers Forderungen lauteten:

  • Gebäude im Bestand verstärkt energetisch sanieren
  • auf Bestandssiedlungsflächen bauen, um keine neuen Flächenverbräuche zu produzieren.
  • Energieversorgung dezentralisieren („Das Quartier wird eine größere Wichtigkeit in Zukunft erhalten.“)
  • die drei Nachhaltigkeitsprinzipien umsetzen.

Schließlich müsse wegen der durch den Klimawandel zu erwartenden längeren und intensiveren Hitzeperioden in Deutschland viel heller gebaut werden („Obwohl Architekten die Farbe Schwarz lieben – das ist nur bei der zu erwartenden steigenden Wärmeproblematik die völlig falsche Farbe.“), es muss mehr Schatten geschaffen werden und viel mehr Grün in die Städten. Dazu sei es auch nötig, Starkregen aufzufangen, da es als kostbares Süßwasser genutzt werden könne, um die Bepflanzung zu bewässern.

Zuwarten oder Handeln? Große Unternehmen der Projektentwicklung in der Corona-Krise

Zuwarten oder Handeln? Dieser Frage widmeten sich zwei große Player der Projektentwicklung und Beiratsmitglieder des Masterstudiengangs Projektentwicklung: Leo W.A. de Man, Geschäftsführer der Kondor Wessels Holding GmbH, sowie Martin Dornieden, Geschäftsführer der DORNIEDEN Generalbau GmbH. Beide berichteten, wie sie ihre Unternehmen durch die Krise geführt haben.

Leo W.A. de Man berichtete zunächst, dass nach zehn guten Geschäftsjahren Anfang 2020 plötzlich die Corona-Krise kam. „Das ist ungefähr so, als wären sie mit 200 km/h auf der Autobahn unterwegs und fahren in eine Nebelschwade hinein. Jeder vernünftige Mensch tritt dann voll auf die Bremse. Und genau das ist passiert.“ Sein Unternehmen, das nicht nur Projektentwicklung betreibt, sondern auch selbst baut, habe zunächst einen Kassensturz gemacht, um zu schauen, wie lange es eine Krise durchhalten kann. Dann wurde geschaut, was in den Projekten passiert. Leo de Man: „Wir haben sofort strikt getrennt zwischen Büropersonal und Baustellenpersonal, und unterschiedliche Maßnahmen für jede Gruppe getroffen. Büromitarbeiter konnten wir ins Homeoffice schicken, das ist beim Baustellenpersonal nicht möglich. Und wenn ein Mitarbeiter auf der Baustelle erkrankt, dann wird u.U. die ganze Baustelle lahmgelegt, was Hunderttausende von Euro jeden Tag kostet." Für diese Gruppe brauchte es also besondere Schutz- und Hyginenrmaßnahmen.

In Leo de Mans Unternehmen habe es direkt zu Anfang einen sehr schweren Fall von Corona unter den Mitarbeitern gegeben, erfreulicherweise mit glücklichem Ausgang. „Der Fall hat jedoch alle Mitarbeiter unseres Unternehmens sofort sensibilisiert und wir hatten die volle Aufmerksamkeit der Belegschaft für unsere Maßnahmen“, so der Unternehmenslenker.

Wie hat die Unternehmensgruppe Kondor Wessels auf Corona reagiert? "Wir haben weiter in lukrative Immobilienprojekte investiert und kürzlich einen neuen Standort in Dresden eröffnet, um den Mitteldeutschen Markt ebenfalls bedienen zu können", sagte Geschäftsführer Leo de Man bei seinem Vortrag auf dem Projektentwicklertag der EBZ Business School am 16.09.2020. "Gerade in den Hochzeiten von Corona, im April, Mai, Juni, haben wir mehr eingekauft als in den Vergleichszeiträumen der letzten Jahre. Die Entwicklung von Projekten wirft erst nach zwei, drei Jahren Gewinne ab. Der größte Fehler wäre also gewesen, keine Geschäfte mehr zu machen, nicht weiter zu expandieren. Dann würden wir in zwei, drei Jahren die Folgen der Coronakrise 2020 spüren. Ich kann also nur jedem Unternehmen empfehlen, weiter aktiv zu bleiben!" 

Martin Dornieden berichtete von einem kurzfristigen Effekt, der nach ungefähr vier Wochen Corona-Krise eingesetzt habe. „Wir haben extrem gut verkauft und das zu extrem guten Preisen.“ Der Grund liegt darin, dass durch Corona enorm viel Kapital in den Immobilienmarkt geschüttet wurde, weil z.B. der Aktienmarkt in der Corona-Krise stark eingebrochen sei und das Vertrauen gerade kleinerer und mittlerer Investoren verloren hätte. Diese wären auf den Immobilienmarkt als Investitionsfeld ausgewichen.

Seine Prognosen für ein Deutschland nach Corona klangen nicht optimistisch. So ist Martin Dornieden überzeugt, dass es mit dem Auslaufen des Kurzarbeitergelds zu einer erhöhten Arbeitslosigkeit in Deutschland kommen wird. Die Folge: Eine größere Verunsicherung der Menschen mit der Folge einer Konsumzurückhaltung. Dieser Effekt werde ungefähr ein halbes bis ein Jahr andauern und in einzelnen Bereichen auch auf den Immobilienmarkt durchschlagen.

Er glaubt auch, dass die Corona-Krise permanent zu veränderten Arbeitsbedingungen führen wird und dass es mehr Homeoffice geben wird. Martin Dornieden: „Das heißt zukünftig auch, dass wir bei der Planung von Häusern Räume für das Homeoffice berücksichtigen müssen.“

Er reagierte auch auf den Vortrag von Matthias Kraemer und das Thema Klimawandel. Der Geschäftsführer der Dornieden Generalbau erinnerte daran, dass eine praktische Reaktion auf die zukünftige Hitzeproblematik darin liege, wie im Süden Europas enger zu bauen. „Das ist allerdings in Deutschland extrem schwer durchsetzbar, da bin ich bisher immer vor Wände gelaufen“, so Martin Dornieden. Ein andere Lösung bestehe darin, die Durchgrünung der Städte durch Bäume voranzutreiben. „Das ist erheblich effizienter und sinnvoller als eine Dach- oder Fassadenbegründung, die sehr aufwendig, sehr teuer und nicht besonders nachhaltig ist“, so Martin Dornieden.

Diskussionsrunde: „Deutschland bringt seine PS nicht auf die Straße“

Die abschließende Diskussionsrunde war hochinteressant. Sie ging auf Megatrends wie Urbanisierung und Suburbanisierung, Digitalisierung und Klimawandel ein, die zeitgleich und bedingend mit der Zunahme von Komplexität und einer hohen Veränderungsgeschwindigkeit einhergehe. Wie soll die Immobilienbranche reagieren – oder besser: agieren? Kritik wurde dabei an den politischen Entscheidern laut. Diese zeichneten sich durch Zögern, Zaudern, Kompromisse suchen über das Maß hinaus, das systemimmanent ist bei demokratisch-politischen Prozessen – und ganz offensichtlich vertrauten sie nicht auf den Markt. Vielmehr behinderten sie durch dieses Agieren die Möglichkeiten eines adäquaten und raschen Handelns – zu dem die Immobilienbranche durchaus in der Lage sei. Ein Symptom sei  die immer weitere Verdichtung der in Deutschland ohnehin ausgeprägt dichten Vorschriftenlage. Ein Rahmenplan, der den Unternehmen als roter Faden dienen könnte, wäre effektiver.

Diese schwierigen Rahmenbedingungen der Arbeit der Projektentwickler sollten stets mitgedacht werden bei Betrachtung von immobilienrelevanten Feldern wie der Entwicklung der Bau- und Baulandkosten, der Stadtplanung im Zeichen von Klimawandel und Urbanisierung, der Digitalisierung, der Minderung des CO2-Ausstoßes, der Erreichung der Klimaziele 2030 und 2050. Der Niederländer Leo de Man brachte es in seinen Betrachtungen auf den Punkt: „Deutschland ist ein Land mit unglaublich viel Potenzial! Aber es bringt seine PS nicht auf die Straße.“