Die Immobilienhochschule

Digitalisierung und Nachbarschaft: Sind wir schon drin?

Smartphone in der Hand, Blick aufs Display – oder doch lieber aus dem Fenster? Digitale Technologien verändern zunehmend, wie wir über unsere Nachbarschaft informiert sind, wie wir mit anderen in Kontakt treten – und wie wir unser Zusammenleben erleben. Soziale Medien eröffnen neue Wege der Teilhabe, bergen aber auch Risiken: Nicht alle haben den gleichen Zugang oder die nötigen digitalen Kompetenzen. Das Forschungsprojekt „Bin ich schon drin?“, gefördert von der Stiftung Mercator, untersucht, wie Digitalisierung und soziale Medien das Zusammenleben in der Nachbarschaft verändern. Die Ergebnisse liefern neue Perspektiven für Stadtentwicklung, Wohnungswirtschaft und Nachbarschaftsarbeit.

  1. Hintergrund und Relevanz
  2. Projektbeschreibung
  3. Ergebnisse und Handlungsempfehlungen
    1. Kollektive Wirksamkeit fördern
    2. Sozio-digitale Ungleichheit abbauen
    3. Digitale Impulse für lokales Sozialkapital
    4. Von fragmentierter Öffentlichkeit zu integrierten Storytelling-Netzwerken
  4. Publikationen
  5. Projektteam

Hintergrund und Relevanz

Die Digitalisierung hat Einzug in das nachbarschaftliche Zusammenleben erhalten. Durch das Internet, Smartphones und Soziale Medien entstehen immer mehr Möglichkeiten sich über Ereignisse in der Nachbarschaft zu informieren und lokal mit anderen zu vernetzen. Bisher ist jedoch weitestgehend unklar, wie sich die Nutzung solcher Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) auf lokale soziale Beziehungen und Identifikation mit der Nachbarschaft auswirkt. Wer nutzt welche digitalen Technologien aus welchen Gründen? Welche Rolle spielen digitale Kompetenzen, sozioökonomischer Status oder ethnische Zugehörigkeit? Welche Bedeutung hat die „soziale Zusammensetzung“ der Nachbarschaft? Wie verändern digitale Informations- und Kommunikationstechnologien das Zusammenleben in der Nachbarschaft?

Antworten auf diese und weitere Fragen gibt das von der Stiftung Mercator geförderte Forschungsprojekt „Bin ich schon drin?“, das die Auswirkungen sozialer Medien auf die Integration und den sozialen Zusammenhalt in Nachbarschaften untersucht. Das Projektteam der Professur für Quartiersentwicklung, insbesondere Wohnen im Quartier der EBZ Business School (FH) in Bochum befragt dazu ca. 3 600 Personen in 166 Wohngebieten in den Städten Essen und Köln. Aus den Ergebnissen werden Handlungsempfehlungen für Kommunen, Quartiersmanagements, Nachbarschaftsinitiativen und Wohnungsunternehmen entwickelt. Die wissenschaftliche Bewohner:innenbefragung und die qualitative Feldstudie wurden von Herbst 2022 bis Sommer 2023 durchgeführt.

Ergebnisse und Handlungsempfehlungen

Wie wirken sich digitale Technologien auf das nachbarschaftliche Zusammenleben aus? Im Projekt „Bin ich schon drin?“ wurden mehr als 3.600 Menschen in Köln und Essen zu ihrem Alltag im Quartier, ihren digitalen Kompetenzen und ihrem sozialen Miteinander befragt. Die folgenden vier Ergebniszusammenfassungen bündeln zentrale Befunde – jeweils anschaulich erzählt, wissenschaftlich eingeordnet und mit konkreten Handlungsempfehlungen ergänzt. Ob es um Zusammenhalt in diversen Nachbarschaften, digitale Teilhabe, Online-Gruppen oder lokale Öffentlichkeit geht: Die Erkenntnisse richten sich an alle, die Nachbarschaften gestalten – in der Forschung, in der Praxis oder in der Politik.

Kollektive Wirksamkeit fördern

Was hält eine Nachbarschaft zusammen – und was bringt sie auseinander? In einem Stadtteil sind die Vorgärten akkurat geschnitten, im anderen sprechen die Schilder an den Läden mehrere Sprachen. Wie beeinflussen Armut, Diversität und geteilte soziale Normen den Zusammenhalt vor Ort? Diese Ergebniszusammenfassung zeigt: Wenn Bewohner:innen sich gegenseitig kennen, helfen und auf gemeinsame Werte einigen können, entsteht kollektive Wirksamkeit – ein Schlüssel für den Zusammenhalt in Nachbarschaften. Doch gerade in vielfältigen Quartieren ist das keine Selbstverständlichkeit.

 

Zur Handlungsempfehlung Kollektive Wirksamkeit fördern: Impulse zur Stärkung des Zusammenhalts in diversitätsgeprägten Stadtteilen (PDF, vier Seiten).

Weiterführende Quellen zu kollektiver Wirksamkeit in Nachbarschaften

Sozio-digitale Ungleichheit abbauen

Digital dabei – oder digital abgehängt? Smartphones, Apps und soziale Medien bieten viele Chancen – aber nicht alle können sie gleich gut nutzen. Besonders ältere Menschen oder Menschen mit weniger Bildung stoßen im digitalen Alltag auf Hürden, die gesellschaftliche Teilhabe erschweren. Das Beispiel zeigt: Mit der richtigen Unterstützung können Unsicherheiten überwunden und neue Möglichkeiten erschlossen werden.

Zur Handlungsempfehlung Sozio-digitale Ungleichheit abbauen: Ergebnisse und Handlungsempfehlungen für eine vernetzte Gesellschaft (PDF, vier Seiten).

Weiterführende Quellen sozio-digitalen Ungleichheiten

Digitale Impulse für lokales Sozialkapital

WhatsApp, Austausch und Sandsäcke – wie digital organisiert ist die Nachbarschaft? Ob beim Nachbarschaftsfest oder beim Schutz der Tiefgarage vor Starkregen: Online-Gruppen können das soziale Miteinander im Haus oder Viertel stärken – wenn sie aus der Nachbarschaft selbst heraus entstehen. Diese Zusammenfassung zeigt, wie digitale Kommunikation Beziehungsnetzwerke verändert und welches Potenzial in lokalen Messenger-Gruppen steckt – aber auch, welche sozialen Ausschlüsse drohen.

Zur Handlungsempfehlung Digitale Impulse für lokales Sozialkapital: Über Chancen und Grenzen von Online-Nachbarschaftsgruppen (PDF, vier Seiten).

Weiterführende Quellen zu Online-Gruppen in der Nachbarschaft

Von fragmentierter Öffentlichkeit zu integrierten Storytelling-Netzwerken

Hast du schon gehört, was am Wochenende los war?“ Nachrichten über Polizeieinsätze, Veranstaltungen oder Missstände im Viertel verbreiten sich heute oft schneller über Facebook als über Zeitung oder Radio. Doch welche Kanäle erreichen wen – und welche Bedeutung haben Geschichten über die Nachbarschaft? Diese Zusammenfassung zeigt, wie digitale und analoge Kommunikationswege genutzt werden können, um Zugehörigkeit zu stärken und lokale Storytelling-Netzwerke sichtbar zu machen.

Zur Handlungsempfehlung Von fragmentierter Öffentlichkeit zu integrierten Storytelling-Netzwerken im Quartier (PDF, vier Seiten).

Weiterführende Quellen zu digitalen Medien und lokalen Kommunikationsinfrastrukturen

Publikationen

Wissenschaftliche Veröffentlichungen

Galster, G. C., & Üblacker, J. (2024). Digitalisation, neighbourhood change and urban social processes: Conceptual framework and introduction to the Special Issue. Urban Studies61(16), 3015–3027. https://doi.org/10.1177/00420980241289269

Üblacker, J., Liebig, S., & Hamad, H. (2024a). Catalysts of connection. The role of digital information and communication technology in fostering neighbourhood social cohesion: A systematic review of empirical findings. Urban Studies61(16), 3167–3186. https://doi.org/10.1177/00420980241281502

Üblacker, J., Liebig, S., & Hamad, H. (2024b). The Medium is the Messenger A Quantitative Study on the Relation between Social Media Services and Neighbourhood Social Interactions. Built Environment50(1), 114–132. https://doi.org/10.2148/benv.50.1.114

Liebig, S.; Üblacker, J. (2025). Zwischen Networked Publics und Orten der Begegnung. Ein qualitativ-explorativer Beitrag zur Konzeptualisierung von Online-Nachbarschaftsgruppen. Berichte. Geographie und Landeskunde, 2025 (2).

Veröffentlichungen in Medien und Fachzeitschriften

Üblacker, J.; Liebig, S.; Atakan, R. Digitale Kommunikation als Handlungsfeld. DW Die Wohnungswirtschaft, Ausgabe 10/2024

Üblacker, J. Zwischen Bits und Block. Wie Online-Gruppen unsere Nachbarschaften verändern. Beitrag in Die Immobilienanalyse, Ausgabe 32, Mai 2024.

Wie prägt digitale Kommunikation unser nachbarschaftliches Miteinander? Interview mit Jan Üblacker im Magazin AufRuhr, 09.04.2024

Betreute Bachelor- und Masterarbeiten

Djabbi, C., Ervens, T., & Bernsdorf, T. (2023). Die Auswirkungen der Digitalisierung auf den nachbarschaftlichen  Zusammenhalt (Bachelorarbeit im Studiengang BA Real Estate). EBZ Business School (FH), Bochum.

Freier, K. (2024). Der Zusammenhang zwischen der Nutzung von Online-Nachbarschaftsgruppen und kollektiver Wirksamkeit (Bachelorarbeit im Studiengang BA Sozialwissenschaften). Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf.

Goris, L. (2023). Soziale Kohäsion im Essener Stadtteil Margarethenhöhe. Eine empirische Analyse des gesellschaftlichen Zusammenhaltes in der Nachbarschaft unter Einbezug des Einflussfaktors der Digitalisierung. (Bachelorarbeit im Studiengang BA Real Estate). EBZ Business School (FH), Bochum.

Janzen, N. (2024). Digitale Kommunikation in der  Nachbarschaft  Eine quantitative Analyse am Beispiel von 15 Wohngebieten der Göttinger Volksheimstätte eG (Bachelorarbeit im Studiengang BA Real Estate). EBZ Business School (FH), Bochum.

Lämmer, S. (2025). Digitale PionierInnen im Quartier Nutzungsmotive und -praktiken in  digitalen Nachbarschaftsnetzwerken (Bachelorarbeit im Studiengang BA Real Estate). EBZ Business School (FH), Bochum.

Müllender, S. (2025). Digitale Technologien im Makler:innenalltag  Eine qualitative Untersuchung zur Wahrnehmung von Effizienz und Akzeptanzfaktoren bei Immobilienmakler:innen (Bachelorarbeit im Studiengang BA Real Estate). EBZ Business School (FH), Bochum.

Raulf, T. (2023). Nachbarschaft im digitalen Zeitalter  Die Auswirkung digitaler Skills auf nachbarschaftsspezifische Kontakte (Masterarbeit im Studiengang Soziologie). Bergische Universität Wuppertal, Wuppertal.

Projektteam

  • Prof. Dr. Jan Üblacker – Projektleitung
  • Hawzheen Hamad, M.A. – Wissenschaftliche Mitarbeiterin
  • Simon Liebig, M.Sc. – Wissenschaftlicher Mitarbeiter
  • Tim Raulf, M.A. – Wissenschaftlicher Mitarbeiter (LinkedIn)
  • Katharina Guschtschin, B.Sc. – Studentische Hilfskraft für Wissenschaftskommunikation (LinkedIn)
  • Kim Pruski, B.A. – Studentische Hilfskraft für Wissenschaftskommunikation (LinkedIn)